Der Erbe des Universums
 

GARCHING
CON 2001

 

Tag 1 - Tentakelmonster und heiße Schokolade

Arnulf der Böse hätte es sich vor fast 1.100 Jahren wahrscheinlich nicht träumen lassen, daß sich aus dem verschlafenen Klostergut "Gouvirihhinga" einmal in ferner Zukunft das verschlafene Städtchen Garching mausern würde, das nunmehr seit 1996 alle zwei bis drei Jahre zur Hochburg der Science Fiction Fans auserkoren wird. Auch das Wappen von Garching, das übrigens erst seit 1967 geführt wird, ist ganz auf diese Veranstaltung des Jahres abgestimmt - das Bild zeigt zwei außerirdische grüne Tentakelwesen, die eine überdimensionale Blutorange auspressen wollen! Da jedoch in Garching über 40 Jahre lang ein Atom-Forschungsreaktor in Betrieb war, könnte es sich durchaus auch um zwei Einheimische handeln, die versuchen, einen rotstrahlenden Atomkern wieder zurück in sein Behältnis zu befördern.

Wappen von Garching

Die meisten der Besucher, die an diesem Wochenende nach Garching gepilgert waren und die Einwohnerzahl um fast zwei Prozent in die Höhe getrieben hatten, dürften sich über solche Dinge keine Gedanken gemacht haben. Schließlich war man ja nicht gekommen, um etwas über die Stadthistorie zu lernen, sondern um interessante Neuigkeiten über die zukünftige, fiktive, Geschichte der Menschheit zu erfahren. Und dazu gab es reichlich Gelegenheit.

Es war anders als in Mainz, wo man an jeder Ecke über ein Reporterteam gestolpert war und wo in jeder Nische ein Interview geführt wurde. Auch gab es keinen mehrschienigen Spielplan, sondern ein durchgehendes Programm im großen Bürgersaal, das aber deswegen nicht weniger interessant war und vor allem den Vorteil hatte, daß man überall dabei sein konnte, wenn man wollte. Abgesehen davon hatte die örtliche Gastronomie schon Probleme, die etwa 300 Besucher dieses Cons zu verköstigen, was hätte sie da erst bei der Mainz'schen Menge von 3.000 gemacht? Ohne den Ausdruck zu sehr zu strapazieren, darf man hier deshalb getrost von einer "familiären Atmosphäre" sprechen, die schon alleine dadurch gegeben war, daß man fast jeden zweiten Besucher, der einem über den Weg lief, persönlich kannte, selbst wenn es ein ansonst wohlwollender, aber auch für seine sarkastisch-destruktiven Wortmeldungen bekannter PERRY RHODAN-Fan als "inzestuöse Zusammenrottung" bezeichnet hatte.
Wie bei jedem Con galt es, hineinzutauchen, neue Welten zu erforschen, Proben zu sammeln und fremde Intelligenzen kennenzulernen, und wer diesen Auftrag wirklich ernst genommen hatte, war am Ende des Cons mit mindestens zwei riesigen Plastiksäcken, einer leeren Geldbörse, 20 Stunden Programm- und mindestens halb soviel Hotelbar-Erfahrung und einem gewaltigen Schlafnachholbedürfnis ausgestattet, nicht zu vergessen die deutlich angestiegene Fan-Wiedererkennungsrate.

Eigentlich war ja schon die Anreise ein Erlebnis gewesen. Es galt, vier verschiedene Leute zu vier verschiedenen Zeiten an vier verschiedenen Orten zu koordinieren, weiters wurden zwei Fahrzeuge mit zwei verschiedenen Fahrern benötigt, dann gab es noch einen Zwischenstopp in Marchtrenk - ein Wunder, daß wir überhaupt je nach Garching gekommen sind! Und ebenso ein Wunder war es, daß wir dort bleiben konnten. Unterwegs erfuhren wir per Handy von ein paar vorausgeeilten Fans, daß unsere Zimmer nur für einen Tag reserviert worden waren und daß man außerdem bis spätestens 19:00 Uhr einchecken mußte, um das Zimmer überhaupt zu bekommen. Nun, anhand dieses Berichtes sieht der werte Leser, daß es letztendlich doch geklappt hat, und das war gut so: Mit einem Auto voll wahnsinniger P.R.-Fans - Archie am Taktrad, daneben Wolfgang auf der imaginären Gitarre und dahinter die beiden Backbank-Sänger Erich und Martin - die im Chor "Born to be wild" und "Smoke on the water" grölten, sollte man sich nicht anlegen!

So ging es gleich direkt ins Con-Gebäude, wo wir als Ersten den Hausherren Dieter Wengenmayr trafen, der seit dem Geburtstags-Con 1996 zu einem alten Bekannten geworden ist. Allzuviele Gäste tummelten sich allerdings noch nicht im Bürgerhaus an diesem regnerischen und kalten Abend, und es hatten auch noch nicht alle Händler ihre Stände aufgebaut, aber für den Anfang war es mehr als genug. Ab und zu war einer der Autoren zu sehen, Sound-Checks wurden gemacht, und man nutzte die Zeit, um noch in Ruhe ein bißchen zu plaudern oder Päckchen abzuliefern und auszutauschen.


Reinhard Rauschers Revier

Nach Abschluß dieser Aufwärmrunde gab es zwei Alternativen - entweder sich mit knurrendem Magen in den Bürgersaal zu setzen, um sich die Video-Dokumentation "Das Phänomen PERRY RHODAN" anzusehen, oder die knurrenden Mägen in einer nahegelegenen Pizzeria zu besänftigen. Nun, die Wahl fiel nicht schwer, die Video-Nacht konnte warten, der Hunger nicht, obwohl er in dem überfüllten Lokal noch auf eine harte (und vor allem lange) Bewährungsprobe gestellt wurde. aber immerhin waren die Portionen so groß, daß ich meine Spaghetti Carbonara nur zur Hälfte aufessen konnte. Die anderen dürften mehr Hunger gehabt haben, denn kaum hatte ich mein Besteck zur Seite gelegt, stachen von allen Seiten Gabeln auf meine übriggebliebenen Nudeln ein, und binnen Sekunden war der Teller leer. Ich möchte - falls das jemand beobachtet hat - an dieser Stelle betonen, daß ich rein zufällig mit diesen Leuten an einem Tisch gesessen bin und daß diese Leute nicht zu mir gehört haben!

Danach ging es wieder ins Bürgerhaus, wo gerade der Videofilm auslief. Ein letzter Streifzug durch die Gänge, wo man bereits die ersten Exemplare des Con-Buches erstehen konnte, dann wurde das Licht abgedreht und zugesperrt. Wir wechselten in die Bürgerhaus-Stube, eine Lokalität, die im gleichen Gebäude untergebracht war und idealerweise über einen Verbindungsgang von innen her zu erreichen war, sodaß wir dem Regenwetter zumindest fürs erste ein kleines Schnippchen schlagen konnten.

Wer jetzt gedacht hatte, sich zum Ausklang des Tages an Marmeladepalatschinken, Eisbecher oder heißer Schokolade delektieren zu können, der irrte. Zu vorgerückter Stunde von etwa 22:00 Uhr war das vorhandene Sortiment nur mehr sehr klein, aber dank Heiko Langhans, der sich zu uns an den Tisch gesellt hatte, wurde der Aufenthalt im Lokal dann doch länger als gedacht. Wir plauderten über die guten alten Zeiten (das tut man ab einem gewissen Alter) und tauschten Erfahrungen über unsere Buchprojekte aus. Heiko ist zur Zeit mitten in der Arbeit zur K.H. Scheer Biographie, wir haben unser Ernst Vlcek Buch zum Glück schon erfolgreich abgeschlossen, was man wohl durchaus behaupten konnte, wenn man den schrumpfenden Buchstapel auf dem Tisch der PRFZ beobachtet hatte.

Was tut man in Garching kurz nach Mitternacht, wenn man noch nicht schlafen gehen will? Heiko hatte die beste, weil einzige, Lösung parat: Die Kellerbar im Autorenhotel Hoyacker Hof! Und dort schien sich tatsächlich das Schwarze Loch zu befinden, das unbarmherzig alle PERRY RHODAN-Fans angezogen hatte, die sich irgendwo in Garching herumgetrieben hatten, und natürlich waren auch die P.R.-Granden vertreten. Ungewohnt Uwe Anton ohne Bart und ohne Pflaster, und ungewohnt auch, daß wir hier am Tresen endlich unsere heiße Schokolade bekamen, die wir uns schon den ganzen Abend gewünscht hatten. Zunächst gab es jedoch noch eine herzliche Begrüßung durch Klaus "Bolli" Bollhöfener, der im Laufe des Abends gegenüber Sabine Bretzinger noch eines der Rastatter Verlagsgeheimnisse preisgab: Es existiert doch, dieses große schwarze Buch, in dem sich Fotos aller P.R.-Fans befinden, neben denen entweder ein Totenkopf oder ein Smiley vermerkt ist.

Um zwei Uhr früh erfolgte der Aufbruch zu unserem Quartier. Wenn ich jetzt das Hotel "ETAP" namentlich erwähne, soll das weniger als Werbung, sondern vielmehr als Abschreckung verstanden werden. Da gab es keinen Portier und keinen Schlüssel, alles lief vollautomatisch über Zahlencodes, die man an jeder Türe eintippen mußte. Sterile Zimmer mit Stockbetten und einem riesigen Plastik-Ei in der Ecke, das als Toilette diente. Und um halbdrei Uhr, als sich gerade der Schlaf einstellen wollte, kamen vom nahegelegenen Bahnhof eine halbe Stunde lang sich ständig wiederholende Lautsprecherdurchsagen, daß die Wartehalle geschlossen wird. Um jedoch nicht nur Negatives über das ETAP zu schreiben - einen Vorteil hatte es schon gehabt: Drei Wochen vor dem Con war es das letzte Hotel in Garching und Umgebung mit freien Zimmern gewesen! Jetzt wissen wir, warum.

 

Tag 2 - Tatcher a Hainus Kaffeekanne und eine schwarze Tasche

Viele Gäste waren offenbar erst am Samstag in der Früh gekommen, da sich ab neun Uhr an der Kassa eine immer längere Schlange bildete. Die Eifrigen hatten sich die Eintrittskarte bereits gestern besorgt oder bei Vorauszahlung schon vor länger Zeit zugeschickt bekommen.

Im Händlerbereich ging es mittlerweile auch hoch her - alle Anbieter von PERRY RHODAN Heften, Büchern und sonstigen Devotionalien hatten ihre Tische aufgebaut und erwarteten den Ansturm der Fans, der nicht lange auf sich warten ließ. Reinhard Rauscher hatte wieder einen eigenen Nebenraum bezogen, den er sich mit dem PROC und einer Briefmarkenausstellung teilte, die anderen Händler und auch die Clubs standen entlang des Ganges, der sich rund um den Bürgersaal zog - die PRFZ (SOL, Fan-Romane, das neue P.R.-Poster und vieles mehr, nicht zu vergessen die neue "Original"-Vurguzz-Abfüllung!), der P.R.-Stammtisch München "Ernst Ellert" (Philatelie und Con-Buch), die Zeichner Ralph Voltz, Swen Papenbrock und Bernhard Stoessel (signierte Drucke und Originale), Herbert Gleißner (P.R.-Figuren), Klaus-Jürgen Lachner (Romane, TB's, Leihbücher und Sammelkarten), der PRC ARGE Festak (gemischtes Angebot), Julius und Markus (Romane und P.R.-Merchandising-Schmankerl), Robert Vogel (Pins), und, und, und. Kein Wunder, wenn da einige Fans angesichts des reichhaltigen Angebotes ihr P.R.(Pack alles Rein)-Syndrom bekamen - und auslebten.


Klaus Bollhöfener und Nils Hirseland

Kurz vor zehn Uhr wurde es ruhig im Con-Gebäude. Die Gänge und Nebensäle leerten sich, der große Festsaal füllte sich, und alle warteten gespannt auf den Bürgermeister Helmut Karl und die drei Hausmeister Dieter Wengenmayr, Klaus Bollhöfener und Nils Hirseland, die gemeinsam den Con eröffnen würden: "Alles PERRY RHODAN!"

 

Ende des ersten Teils.
Leider ist der Bericht vor meinem Urlaub nicht mehr fertiggeworden. Fortsetzung folgt!

 

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