P.R. STAMMTISCH
IN WIEN

 

P.R.-Stammtisch Februar 1999

 

Genau betrachtet habe ich heute an etwas teilgenommen, das es im normalen Sprachgebrauch der Lexika und Wörterbücher eigentlich gar nicht gibt - einem Stammtisch! Die einzige Erwähnung diese Wortes ohne nähere Erklärung habe ich im deutschen Rechtschreib-Duden gefunden, aber das war schon alles. Was ist denn nun ein "Stammtisch"? Ist das Wort ein abstrakter Begriff für ein Ereignis oder definiert es den Tisch an sich, um den man sich versammelt? Hat es damit zu tun, daß ein Tisch normalerweise aus Holz gebaut wird, also aus einem Baumstamm? Ziehen wir vielleicht einmal als Analogie das Wort "Stammkunde" heran - ein Mensch, der immer wieder kommt; ein Apfel, der zum Stamm zurückkehrt; jemand, der irgendwo Wurzeln schlägt, jedoch nicht nur auf die Örtlichkeit an sich beschränkt, sondern auch auf einen damit verbundenen Personenkreis fixiert. So gesehen dürfte es das Wort "Stammtisch" eigentlich gar nicht geben, sondern vielmehr den Ausdruck "Stammtischgast".

Sehen wir einmal, wie ein Deutschprofessor diesen Begriff definieren würde:

"Zwangloses, regelmäßig wiederkehrendes Treffen von Leuten in einem bestimmten Lokal zu einem bestimmten Termin zur Unterhaltung; früher zumeist auf ländliche Gegenden beschränkt und hauptsächlich von Männern besucht." - Das heißt in der Übersetzung soviel wie: Der Huaber Seppl, der Hiafler-Bauer und der Maier Gustl treffen sich jeden Samstagabend beim Kirchenwirt, saufen sich beim Bauernschnapsen unter den Tisch und schimpfen über den Nachbarn und die Politik.

Ich hoffe nur, daß Christoph vor seinem ersten Besuch dieses abstrus-diffus-nebulösen Kuriosums nicht diese Gedanken durch den Kopf gingen, als ich ihn mit dem Auto bei einer U-Bahn-Station abholte, um ihm das erste Mal den Hort der Wiener Perry Rhodan Fans zu zeigen. Trotz der frühen Stunde war bereits Roman anwesend, und kurz darauf kamen Karl Heinz und Milan. Wir bemühten uns jedenfalls, alle negativen Besetzungen des Wortes "Stammtisch" nicht zu bemühen, doch bei Bestellungen wie Tee mit Milch, heißer Schokolade oder Mineralwasser und Themen wie etwa dem Umrechnungskurs des Euros war diese Gefahr nicht gegeben, und Christoph hatte zunächst einmal den Eindruck, bei einem Finanzstammtisch zu sitzen. Frauen konnten wir zwar heute keine vorweisen (Daniela war Schifahren, die anderen gelten als verschollen), um die These "Männer machen Stammtische, Frauen machen Kaffeekränzchen" zu entkräften, aber dafür wurde nicht geschimpt, und wenn Karten ins Spiel kamen, dann höchstens das P.R.-Sammelkartenspiel :-)

Mit dem Erscheinen von Heimo ging es dann zum (üblichen) Hauptthema des Abends - dem Austria Con II. Und es begann gleich mit einem Knalleffekt - der geplante Termin für die Veranstaltung des Cons im Rathaus Ende Oktober ist wahrscheinlich gefallen! Es hatte sich zwar bisher noch nicht herumgesprochen, aber die Wiener Buchwochen waren etwas früher dran als wir mit unseren Perry Rhodan Tagen. Damit ist die paradoxe Situation eingetreten, daß wir mittlerweile gar nicht mehr so weit sind, als wir schon bei der ersten Conbesprechung vor drei Monaten waren. Mehr dazu gibt es aber wie gewohnt im Con-Tagebuch zu lesen.

Mittlerweile trafen auch Heinz aus Graz, Michael Marcus und Jörg ein. Heimo mußte frühzeitig gehen und wurde von Charly abgelöst, der nun an seiner Stelle bereitwillig über den aktuellen (Con)Stand(Ort) der Dinge im Wiener Rathaus Auskunft gab.

Schließlich rückte Wolfgang mit mehreren Säcken und einer großen Mappe an und eröffnete den Comic-Stammtisch. Wir bewunderten Zeichnungen und Neuerwerbungen, die er auf dem Comicfestival in Angouleme ergattert hatte. Für die Comic-Fans unter uns hatte er einige persönlich gewidmete Zeichnungen und Drucke von Moebius und Mezieres mitgebracht. Ein paar Banausen meinten zwar, das seien doch nur ein paar Striche, aber die Striche von Dany in Wolfgangs "Zeichenbuch" wollten dann doch alle sehen :-)

Ganz kurz ging es anschließend um das Perry Rhodan Sammelkartenspiel. In Bälde wird es ja in der Nähe von Wien ein offizielles Turnier geben, zu dem geschätzte 15 Spieler erwartet werden, darunter auch fünf Gäste aus Deutschland. Heinz wird wahrscheinlich mit einigen Grazer Kollegen anreisen, und in unserer Runde interessieren sich auch ein paar dafür. Unerwartet ist die Neuigkeit, daß es im heurigen Jahr entgegen oftmaligen Ankündigungen und Verschiebungen doch keine Erweiterungen zum PRSKS "Classic" geben wird, das heißt, man wird auch weiterhin mit den Phasen I bis IV das Auslangen finden müssen (... und die Geldbörse atmet auf ...). Der "Feuersturm" ist hier allerdings kein wirklich gleichwertiger Ersatz - die Meinungen gehen von "langweilig" bis "zu wenig P.R.-Bezug" und man wird sehen, ob hier überhaupt weitere Editionen gebracht werden.

Als Letzter stößt noch Michael zu unserer Runde dazu, womit wir es am heutigen Abend wieder einmal auf zwölf Besucher gebracht haben, und wenn man noch berücksichtigen würde, daß Christoph eigentlich doppelt gekommen ist, weil er nach einer dreiviertel Stunde Heimweg bemerkte, daß er seine Tasche vergessen hatte, wären wir sogar dreizehn gewesen.

Als nächstes wurde wieder ein Rundruf gestartet, wer denn aller zum ThoreCon und zum Weltcon fahren würde. Von der breiten ThoreCon-Front des letzten Abends sind mittlerweile die meisten aus den verschiedensten Verhinderungsgründen abgebröckelt, für den Weltcon hingegen ist man noch frohen Mutes. Auto oder Bahn, lautet hier wohl die erste Frage, den Mainz ist ja wirklich nicht gerade einen Katzensprung von Wien entfernt. Zum Glück besuchte uns da nicht gerade ein neuer Gast, als voller Enthusiasmus über die Bequemlichkeit von Zügen diskutiert wurde. Aber zur vorgerückten Stunde kommt nur ab und zu das Bedienungspersonal, um nach dem Rechten zu sehen. Leider hat die fesche Kellnerin vom letzten Mal einen Bart bekommen und heißt Erwin, was wieder einmal den Wunsch nach einem Lokalwechsel aufkommen ließ.

Zehn nach zehn ging es endlich in medias res, sprich, Michael Marcus eröffnete den Perry Rhodan Teil mit der Frage: "Habt ihr schon einmal einen Sechzigjährigen mit bloßen Händen gegen einen Dscherro kämpfen gesehen?" Zu dieser und anderen Fragen, wie etwa nach dem Alter von Alaska Saedelaere, waren dann die Spezialisten gefordert, und sie stellten ihr Wissen wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis. Auch Roman gab sein Wissen preis, allerdings zum aktuellen Roman, und ich möchte endlich wissen, von wem er immer die dreißig Silberlinge bekommt ...?

Im Anschluß folgte der Historikerstammtisch. Die Jahresversammlung der Geschichtsprofessoren muß ein Dreck sein dagegen, aber hier wurde wenigstens unter Beweis gestellt, daß sich Science Fiction Fans nicht nur in der Zukunft gut auskennen.

Bei den anschließenden Themen wie etwa Sex oder Nasenbohren merkte man nicht nur, daß mittlerweile der einzige Minderjährige die Runde verlassen hatte, sondern auch, daß der Abend schon weit fortgeschritten war. Im vorderen Lokalbereich allerdings schien es gerade erst so richtig loszugehen, wo ein unbekannter Sänger am Piano den "G'schupften Ferdl" vom seeligen Qualtinger gab. Und auch Michaels Meldung "Singt der oder tut er nur so?" durfte wahrscheinlich nicht ausschließlich als Kritik am Sänger zu sehen sein, sondern konnte sicher auch als Zeichen für die vorgerückte Stunde interpretiert werden.

Um halbzwölf Uhr brachen wir dann schließlich geschlossen auf. Bei der Türe gab es noch einen kurzen Stau, weil die Vordersten andächtig dem Sänger lauschten, aber die Hintersten, die schon gerne am Polster horchen wollten, haben sich dann doch durchgesetzt.

Und spätestens im nächsten Monat sehen wir uns wieder ... wäu' beim Ebbe und Flut, drauß'n, in Mariahülf, is' P.R.-Stammtischabend ... :-)))

 

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