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Jetzt sitze ich da vor meinem PC, neben mir einen Zettel vollgekritzelt mit Gedanken und Informationen zum ersten Stammtischabend im neuen Jahr, Essen und Trinken in Reichweite, aus der Ferne des Wohnzimmers dringt angesichts der späten Stunde leise Musik bis hierher ins Arbeitszimmer, und ich starre auf den leeren Bildschirm. "Der erste Satz ist immer der schwierigste", habe ich vor einiger Zeit einmal geschrieben, und das bewahrheitet sich gerade wieder einmal. Man kommt sich vor wie eine fest verkorkte Flasche, aus der man partout den Stoppel nicht herausbekommt. Also - den Korkenzieher angesetzt und los geht's!
Als ich heute als erster Besucher etwas zu früh das Lokal "Ebbe und Flut" betrat, konnte ich noch nicht ahnen, daß der diesmalige Stammtischabend ein bißchen den üblichen Rahmen sprengen würde. Ich zog den Tisch unter Anleitung der Wirtin auf seine volle Länge aus, gruppierte acht Sessel dazu und bestellt mir einen Früchtetee. Angenehm ruhig war es, und ich fragte mich, ob ich nicht aufgrund der Feiertage und des gerade erst langsam anlaufenden Jahres 1999 mit der Einrichtung des Raumes etwas übertrieben hatte. Daniela und Franz, die erst nach einiger Zeit eintröpfelten, schienen das zu bestätigen, und auch Heinz, unser Fanimport aus der Steiermark, konnte mich noch nicht davon überzeugen, daß diesmal allzuviel los sein würde. Nach zirka einer Stunde war jedoch endgültig klar, daß der heutige Abend als der bisher zweitbestbesuchte in die Stammtisch-Annalen eingehen würde - und wenn noch der Gast aus Bochum hergefunden hätte, wären wir genauso viele Besucher gewesen wie im Februar 1998, als die Wien 1 Reporterin zu Gast war.
An drei Tischen saßen 18 Fans über den ganzen Raum verteilt, so daß sogar einige Dartspieler unverrichteter Dinge wieder abziehen mußten. Roman, Heimo, Charly, Wolfgang, Michael, Thomas, Karl Heinz und Alex fanden noch am großen Holztisch Platz, Milan und Hermi mußten bereits mit dem wackeligen Steintisch Vorlieb nehmen und Michael Marcus besorgte für sich und Michael Wittmann, Andreas Findig und Leo Lukas einen kleinen Holzklapptisch. Aus den erwähnten Namen ersieht der kundige Leser bereits, daß gleich mehrere neue Gesichter die alteingesessene Runde auflockerten. Die "Österreichische Perry Rhodan Mafia" hat einige ihre Paten entsandt, könnte man das ganze übertiteln. Und wie es sich für solche Geheimorganisationen gehört, gab es viele Insider-Informationen zu hören, die ich aber an dieser Stelle natürlich nicht preisgeben kann - schließlich brauche ich meinen kleinen Finger noch (oder waren das die Japaner?). Außerdem will man ja seinen Ruf als seriöser Berichterstatter wahren, deshalb gibt es hier auch keine Infos, von denen ich nicht genau weiß, ob sie nicht vorher von einer offiziellen Seite her erscheinen müssen :-)) Eines kann jedoch zweifelsfrei geschrieben werden: Man wird in naher Zukunft von einigen der Anwesenden noch allerhand zu hören und zu sehen bekommen.
Das Hauptthema des heutigen Abends war natürlich der Austria Con II, das ultimative Treffen der Perry Rhodan Fans in Wien vom 29. bis 31. Oktober 1999, wobei ich an dieser Stelle nicht allzuviele Worte dazu verlieren möchte, da man diesen Bericht in ausführlicher Form im Con-Tagebuch nachlesen kann.
Zwei begehrte Leute waren heute Heimo und Charly, unsere "Außendienstmitarbeiter" im Wiener Rathaus, die sich einigen drängenden Fragen zur Organisation des Veranstaltungsortes stellen mußten, die jedoch alle zur Zufriedenheit abgeklärt werden konnten. Charly war der erste Neuling am Tisch, der sich als Perry Rhodan Fan outete. Außerdem entpuppte er sich als der Hersteller von Heimos Perry Rhodan Krawatte, die wir bei dessen Fernsehauftritt im Sender Wien 1 bewundert hatten. Beim näheren Hinsehen konnte man feststellen, daß es sich dabei um keinen Druck handelte, sondern um Seidenmalerei vom Feinsten. Er bot dann zwar an, auch für andere Interessierte solche Krawatten anzufertigen, wurde jedoch angesichts Romans Vorschlag, daß auf dem Wiener Con alle Stammtischler so etwas haben sollten, etwas blaß, da ihm die Herstellung eines der guten Stücke zwei Wochen in Anspruch nimmt.
Karl Heinz läutete dann die Bazar-Viertelstunde ein: alle Anwesenden packen ihre Sackerl aus, verteilen, tauschen, kaufen, verkaufen, blättern und begutachten, notieren sich Bestellungen und suchen krampfhaft Wechselgeld (da fällt mir ein - Daniela bekommt noch 5 Schilling von mir). Da konnte man am Tisch etwa P.R.-Taschenbücher, Comic-Magazine, Thoregon-Bücher, Blues CD-ROM's ("Die Blues"), ein Filmbuch zum "Schwarzen Loch" und Fanzines finden, die ihre Besitzer wechselten.
Bloß zum Ansehen gab es Fotos von Wolfgangs Nikoloparty sowie Entwürfe für Con-Plakate und Programme von Daniela und Erich. Während am großen Tisch eifrig über die Veranstaltung und offene Fragen dazu diskutiert wurde, ging es an den kleineren Tischen etwas ruhiger zu, wo sich die restlichen Neulinge befanden. Milans Verlobte Hermi haben wir zwar schon öfters gesehen, aber ich glaube, beim Stammtisch war sie das erste Mal.
Auch Andreas ist den meisten vom Namen her bekannt, da er beim Willi Voltz Kurzgeschichtenwettbewerb mit seiner Geschichte "Ganercs Tränen" den 4. Platz belegte. Er wird auch beim Austria-Con bei einem der Programmpunkte als Bühnengast anwesend sein und eines seiner "Projekte", über das vielleicht im nächsten NOW! etwas zu lesen sein wird, präsentieren.
Michael (das ist jetzt schon der dritte in der Runde) ist ebenfalls beim Austria-Con II geladener Gast. Er hat bereits vor 20 Jahren Innenillustrationen für die Serie "Mythor" gemacht und ist nicht nur Perry Rhodan Fan, sondern ist auch unser aller zweitliebstem Hobby Comics verhaftet.
Einen Leo hatten wir bisher noch nicht - Leo Lukas, seines Zeichens Kabarettist, ist ebefalls Perry Rhodan Fan und wird ebenfalls - erraten! - beim Austria-Con II einen Programmpunkt bestreiten. Außerdem - die Welt ist klein - kennt er Heinz aus Graz noch von der Volksschule her, und die beiden wußten voneinander nicht, daß sie ein gemeinsames Hobby haben. Im Laufe des späteren Abends gesellte er sich zur "Spekulationsrunde", in der über Shabazza und den weiteren Verlauf der Handlung gesprochen wurde.
Zuvor ging es jedoch bei der Con-Besprechung noch ganz schön turbulent zu - es gab freundliche Aufforderung, kurz ruhig zu sein ("Halt' die Gosch'n!"), spontane Beifallsstürme für Anwesende, und es wurden imaginäre Hälse gewürgt. Nach einigen kurzfristigen Unterbrechungen hatten wir es schließlich endgültig geschafft, zum gemütlichen Teil des Abends überzugehen ;-)
Während Michael Marcus mit einem der Hunde um sein Levantiner Brötchen kämpfen mußte, wurden Guckys Fähigkeiten und deren Beschreibungen in den Romanen analysiert. Auch die Dscherro wurden wieder "aufgewärmt" und schmeckten deswegen auch nicht besser. Als störend wurden alleine schon die bildlichen Darstellungen empfunden. Als wir uns der aktuellen Handlung immer weiter näherten und darüber hinauszuschießen drohten, mußte ich Maßnahme 1 ergreifen: Zeitweises Zuhalten der Ohren (Na prack, muß das dämlich ausgesehen haben - da sitzt eine Runde und plaudert, und dazwischen sitzt einer, der sich die Finger in die Ohren drückt). Gehen wir deshalb gleich zu Maßnahme 2 über - dem Besuch eines stilleren Örtchens. Wenn sie jedoch einmal angefangen haben, sind sie nicht mehr zu bremsen, blieb also nur die letzte und äußerste Maßnahme 3 - ein Ortswechsel. Hier machte ich eine Rochade mit Leo, der sich zu den Spekulierern gesellte. Ich fing zwar noch ein paar Vermutungen zur Person des Shabazza auf, die von Ernst Ellert bis hin zu einer zur Superintelligenz mutierten Mausbiberkolonie reichten, aber dann wurde ich ohnehin von Milan und Michael abgelenkt, die gerade ihre neuen Taschenuhren miteinander verglichen.
Wir plauderten über das Geschichtenschreiben und darüber, daß oftmals unterschätzt wird, welcher Aufwand eigentlich wirklich dafür betrieben werden muß. Andreas und Michael Marcus sind jedenfalls zwei der Teilnehmer des nächsten Wolfenbüttel-Seminares, wo man das Handwerkszeug zum professionellen Schreiben vermittelt bekommt.
Zwar kann man Situationskomik nicht wirklich festhalten, doch ich möchte hier trotzdem noch zwei Dinge erwähnen, bei denen ich im Laufe des späteren Abends Tränen gelacht habe. Zunächst war da einmal das Gespräch über Rainer Castors Liste der Imperatoren (Teil 1 und 2, geschätzte 500 Stück) und Michaels Bemerkung dazu "Ich habe die Liste überprüft", die allerdings in einigen Lachanfällen und Kommentaren wie "Der ist ja noch wahnsinniger" unterging.
Etwas später gaben Andreas und Michael (der Neue) ein Lied von Leo Lukas zum Besten, das sie lautstark und in bester Heurigenmanier mit allen Strophen vorsangen: "Der alte Toner muß ins Sekretariat" - ein Königreich für ein Aufnahmegerät! Da lauschten nicht nur die im Raum Anwesenden, sondern auch der Wirt am Gang, der gerade zufällig vorbeiging, doch die beiden Sänger ließen sich weder davon noch von den prustenden und augenwischenden Zuhörern stören.
Kurz nach Mitternacht war der Raum noch immer wohlgefüllt, und keiner machte Anstalten, aufzubrechen. Wolfgang hatte mittlerweile die Comic-Runde eingeläutet und nahm Wünsche für seine nächste Reise zum Comic-Festival nach Angouleme entgegen, wo unter anderem auch Moebius und Jean-Claude Mézières anwesend sein werden.
Das der Abend gegen ein Uhr langsam dem Ende zuging, merkte man dann an den üblichen destruktiven Meldungen, die Michael Marcus vom Stapel ließ und die hier aus verständlichen Gründen nicht zitiert werden sollen, um keinen Perry Rhodan Fan zu beleidigen :-)) Michael (der dritte) meinte jedenfalls zum heutigen Abend "Da tut sich wenigstens etwas", während Michael (diesmal der zweite) von den Neuen noch schnell zu seinem Perry Rhodan Wissen getestet wurde und für offene Münder sorgte.
Thomas brachte den beginnenden Aufbruch gleich wieder zum Erliegen, als jemand auf seine vier mitgebrachten Aktenordner, gefüllt mit kopierten Rißzeichnungen, aufmerksam wurde. Da wurde um viertelzwei Uhr in der Nacht noch begonnen, zu blättern und Raumschiffstypen zu erraten, Blatt für Blatt.
... und wenn sie nicht eingeschlafen sind oder rausgeschmissen wurden, dann blättern sie wohl heute noch. Ich jedenfalls bin nach Hause gefahren, um wenigstens ein paar Stunden zu schlafen - Perry Rhodan hat mich dann sowieso noch bis in meine Alpträume verfolgt, à la "Stell Dir vor, es ist Austria Con und keiner geht hin" oder "Perry Rhodan singt Heurigenlieder und vergrault damit die Dscherro" oder "Rainer Castor überarbeitet die Imperatorenliste und ergänzt sie um die gesamte Verwandtschaft" oder ..... glaubt mir, das war eine schlimme Nacht!